Das etwas andere Brasilien #1

Unterschiede zu Deutschland

Ich war bisher natürlich schon in anderen einigen anderen Ländern als Deutschland, und in jedem Land stellt man Unterschiede zu seinem Heimatland fest, besonders wenn man richtig in ein Alltagsleben eingebunden ist und nicht nur in einem Hotel wohnt und die Hotel-Privilegien genießt.

Durch meine Verwandten in Amerika habe ich den amerikanischen Lebensstil sehr gut kennengelernt und auch deutliche Abweichungen zu den deutschen Alltagsabläufen festgestellt, trotzdem habe ich gemerkt, dass die Lebensstile ähnlich westlich entwickelt sind.

 

Hier wohne ich jetzt auch in einem anderen Land und das mindestens für ein halbes Jahr! Und jetzt, schon am Anfang meiner Reise, ist mir viel begegnet, was ich vorher nicht kannte. Mir ist klar, dass das, was ich hier bisher erfahren habe, nicht für ganz Brasilien gilt, ich meine, Brasilien ist riesig! Aber über diese Gegenstände, Traditionen und Verhaltensweisen, die mir bisher aufgefallen sind,  würde ich in diesem Artikel gerne berichten. Da es jetzt schon so viele Neue und Ungewöhnliche Dinge gibt, werde ich zwei Blogeinträge machen. Das hier ist also der erste:

Das Rätsel mit der Milch

Als wir das erste Mal unseren Kühlschrank geöffnet haben, sind uns circa 10 Plastiktüten befüllt mit einer Flüssigkeit aufgefallen. Es stellte sich dann heraus, dass sich in diesen Tüten Milch befindet! Wie sollte man dann aber bitteschön die Milch aus den Tüten bekommen, ohne, dass die ganze Milch auf dem Boden landet?!

Das Rätsel wurde dann gelüftet: Es gibt eine Art Kanne, in die man die Tüten stellen muss und mit der man dann mehr oder weniger problemlos die Milch eingießen kann.

Wir vermuten, dass die Plastiktüten schlicht leichter und vor allem günstiger zu produzieren sind, als die Tetrapacks, die bei uns üblich sind.

 


Stadtbeschaller aus Werbezwecken

Wir sitzen gemütlich in unserem Garten, im Zimmer, in der Küche oder sonst wo. Mindestens 5 Mal am Tag hört man Autos mit unheimlich lauter Musik und Ansagen durch die Stadt fahren. Ein Auto ist so laut bzw. der Bass, dass, ohne Spaß, die Lampen wackeln!

Wenn man draußen auf der Straße ist, sieht man den Grund für die Lautstärke. Riesige Boxen sind auf die Dächer der Autos geschnallt! Diese Autos fahren durch die ganze Stadt, auch an die Stadtrandgebiete und alle möglichen Wohngebiete. Sabine hat uns erzählt, dass mit diesen Autos ganz viel Werbung gemacht wird, auch Wahlwerbung; womit ich bei meinem nächsten Punkt wäre:

 


Wahlwerbung auf der Straße

In Leme stehen die Bürgermeisterwahlen an. Und ja, es gibt auch wie in Deutschland große Plakate, aber auch kleine Fleyer, die überall auf der Straße verteilt werden. Kandidaten sitzen gemütlich, die Füße hochgelegt, am Straßenrand und verteilen ihre Werbung. Wenn das ein Kandidat in Deutschland machen würde, wäre er sofort als unqualifiziert bezeichnet worden. Aber hier hat es Stil, es ist eben typisch brasilianisch!

In der Innenstadt stehen zu dieser Zeit auch oft ganz viele Personen, die mit Fahnen schwenken; Auch Wahlwerbung. Diese Personen werden mit dem halben Mindestlohn bezahlt. Der Mindestlohn liegt hier umgerechnet bei circa 180 Euro im Monat. Der Verdienst ist also nicht grade hoch. Besonders schwierig finde ich es, da Lebensmittel ähnlich viel kosten, wie bei uns in Deutschland.


Die süßen Brasilianer

Ich meine mit süß grade nicht die Größe der Brasilianer oder sogar die Jungs hier (das interessiert mich doch eh nicht, ich hab doch einen Freund :)), sondern den Zuckerkonsum. Auch zu Hause in Deutschland isst man viel versteckten Zucker, aber hier ist es enorm. Frisch gepresster Orangensaft wird mit Wasser aufgefüllt und mit wer weiß wie viel Zucker angereichert. Eis, Pudding, Saft - alles ist unglaublich süß! Das ist der Grund, warum Charlotte und ich beschlossen haben ganz viel Naturjoghurt zu essen, weil es einfach etwas leckeres ohne Zucker ist.

Man muss hier wirklich aufpassen, sonst geht man -schwups- auf wie ein Hefekuchen!


Pferde neben Motorrädern

Die Straße ist immer belebt, von morgens bis abends und auch nachts. Nur was sich darauf bewegt variiert hier sehr. Mal hört man Autos, Busse, Motorräder oder Hufgeklapper. Hufgeklapper?Ja, neben den circa 100 km/h schnellen Motorräder (auch hier gilt eigentlich die Regelung von 50 km/h innerorts) läuft einfach so mal ein Pferd oder Muli mit oder ohne Reiter vorbei. Anfangs waren wir ziemlich verwirrt, aber mittlerweile ist es normal. Dieser Kontrast spiegelt die generelle Ungleichheit wider, die wir bisher erfahren haben. Dazu aber bald mehr!


Alu, Alu und noch mal Alu!

Alutöpfe, Alutopfdeckel, Alukannen, Alupfannen... (Oh, das reimt sich :)) Einen ‚normalen‘ Topf, wie wir sie aus Deutschland kennen habe ich noch nicht entdeckt. Man erkennt an den Beulen auch, wie oft die Pfannen oder Töpfe schon den Boden besucht haben... Aber das schadet der Qualität (meistens) nie, außer sie stehen nicht mehr grade auf dem Gasherd, was bei unserer Pfanne der Fall ist...

 

Genau, der Gasherd! Ich liebe Gasherde, die haben einfach Stil. In der großen Küche im Altenheim, in unsere Küche, in Sabines Küche und in der Küche vom Konvent habe ich bisher nur Gasherde gesehen. 


Straßenrennen

Die erste Erfahrung mit Straßenrennen in Brasilien hatte ich schon direkt an unserem ersten Tag auf dem Weg vom Flughafen in Sao Paulo nach Leme. Plötzlich hat uns eine Gruppe von Autos überholt, die übermäßig schnell unterwegs waren. Die interessierte es überhaupt nicht, auf welcher Seite sie überholten, wem sie den Weg abschnitten, geschweige denn wen sie gefährdeten.

 

Offiziell sind diese Rennen natürlich nicht erlaubt, aber die Polizei scheint sich nicht wirklich dafür zu interessieren. Blitzer gibt es auch quasi gar nicht in Brasilien, nur in großen Städten und manchmal auf Autobahnen. Wahrscheinlich kennen die Raser aber die festen Blitzer und nutzen eben andere Strecken. Besonders gefährlich ist das Ganze, weil sich hier niemand im Auto anschnallt. Die Rate von Verkehrstoten ist dementsprechend hoch hier... 


Ich habe also schon viel erlebt, und lerne Brasilien, bzw. die Stadt Leme immer besser kennen. Über die Stadt an sich werde ich bald auch schreiben. Besonders über die Gegensätze zwischen dem Reichenviertel und dem Stadtrandgebiet. Es ist unglaublich und sehr eindrucksvoll, was für Welten dazwischen liegen! Und dass beide Welten in der selben Stadt sind, macht es umso interessanter.

Até logo!

Der kleine PRinz

'Das Wesentliche ist, dass das, wovon man gelebt hat, irgendwo weiterbesteht. Und die überlieferten Gewohnheiten. Und das Familienfest. Und das Haus der Erinnerungen. Das Wesentliche ist, dass man für die Rückkehr lebt'

-Bekenntnis einer Freundschlaft

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Der kleine Prinz

'Am Ende geht einer doch immer dahin,

wohin es ihn zieht'

 - Flug nach Arraz