Die Kulturen Brasiliens

'Die Welt ist ein Buch, und wer nicht reist, der liest nur eine Seite'

Es ist schon einige Zeit her, dass ich einen Artikel geschrieben habe. Der Grund dafür: Ich war im Urlaub! Ich hatte beschlossen den Laptop zu Hause zu lassen, um mal gänzlich abzuschalten und herauszukommen. Jetzt bin ich aber wieder in Leme angekommen und möchte dir, lieber Leser, natürlich gerne von meinen Erlebnissen berichten.

Vor zwei Wochen ging es los - unsere Reise durch Brasilien. Wie du wahrscheinlich weißt, lieber Leser, war diese Reise nicht meine erst - aber dafür meine längste. 15 Tage, drei Orte, drei Kulturen. In diesem Artikel möchte ich nicht stumm herunterschreiben, was wir Tag für Tag gemacht haben, sondern die Highlights erwähnen und, wie die Überschrift schon sagt, die Kulturen Brasiliens erläutern.

Kulturen? Warum der Plural? Naja, Brasilien ist ein riesiges Land. Deutschland passt 24 Mal in Brasilien hinein und ganz Europa zwei Mal! Dementsprechend kann man sich vorstellen, dass es große Unterschiede zwischen den Völkern gibt und somit mehrere Kulturen. Ein großer Faktor der Kulturenbildung ist die Geschichte Brasiliens. Ursprünglich lebten in Brasilien die Indios, also die Indianer - ähnlich wie in den USA. In der Kolonialzeit trafen immer mehr europäische Völker in  Brasilien ein. Angefangen im 15. Jahrhundert mit den Portugiesen, die, wie man auch an der Landessprache Portugiesisch sieht, am dominantesten waren. Mit der Zeit kamen auch Holländer, Italiener und Deutsche. Noch heute sieht man, wo sich die damaligen Kolonien befanden. Im Süden Brasiliens gibt es immer noch deutsche, italienische und holländische Familien, bzw. Familien mit europäischen Wurzeln. In Blumenau, der deutschesten Stadt Brasiliens, gibt es beispielsweise mehr Schützenvereine, als im ganzen Sauerland! Abgesehen davon ist der Süden deutlich reicher und vom Klima Europa ähnlich.

 

Grob kann man sagen, dass je weiter man in den Norden kommt, die Verhältnisse einfacher und ärmer werden. Im Norden trifft man auf mehr dunkelhäutige, oder wie man heute sagen muss, maximal pigmentierte Menschen. Nachkommen der Afrikaner, die damals als Sklaven von den Kolonialherren nach Brasilien verschifft wurden. Als die Kolonialherren in Brasilien eingetroffen waren, wurden die Indios, die Ureinwohner, von ihnen zu Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen im Nordosten gezwungen. Durch die extrem harte Arbeit und europäische Krankheiten starben sehr viele Indios. Die Kolonialherren ersetzten diese jetzt fehlenden Arbeitskräfte durch Sklaven aus Afrika. 

Somit kann man drei, sagen wir, Typen von Menschen in Brasilien festmachen: Die Nachfahren der Indios, der Afrikaner und der Europäer.

Ich liebe es hier in Brasilien so viele verschiedene Typen von Menschen zu sehen. Meiner Meinung nach macht das das Land so viel interessanter, weil jeder Mensch eine andere Geschichte, eine andere Kultur und eine andere Vergangenheit hat.

 

Natürlich gibt es auch hier den ‚klassischen‘ Rassismus, aber mir kommt es so vor, als wenn er gedämpft ist, da sich alle Personen hier in Brasilien, egal wie sie aussehen, Brasilianer nennen können. Ob dunkelhäutig, blond und blauäugig, oder braunhaarig mit einem südlichen Teint - alle sind von Geburt an Brasilianer. Meiner Meinung nach ist Brasilien da Deutschland, oder generell Europa um einiges voraus. Ausländer sind in Brasilien weniger offensichtlich, als in Europa. Ausgrenzung eben dieser, wie es besonders in dieser Zeit in Europa Gang und Gebe ist, und wofür Europa sich einfach nur schämen sollte, ist hier eher selten anzutreffen. 

Der Urlaub

Bisher habe ich wenig über meinen Urlaub, nur von den Gedanken erzählt, die ich währenddessen hatte. An sich war der Urlaub unglaublich toll - entspannend und abenteuerreich. Dadurch, dass wir drei Stationen hatten, haben wir drei komplett verschiedene Lebensstile mitbekommen. Piripiri (Piaui), Sao Luis (Maranhao) und Manaus (Amazonas). Alle drei Orte liegen im Norden Brasiliens. Die Mitte - beispielsweise Sao Paulo und Rio de Janeiro - habe ich ja schon in meinen vorherigen Ausflügen kennengelernt, genau wie den Süden in Foz do Iguacu. Natürlich bin ich auch jetzt kein Experte der Kulturen Brasiliens, aber in meiner Zeit hier habe ich mir einen guten Überblick verschaffen können.

Auf unserer Reise war jetzt also der Norden an der Reihe:

Piripiri - Piaui

2005 war der Weltjugendtag in Deutschland. Damals haben wir eine junge Frau namens Marly in unserem Haus für die Zeit aufgenommen, woraus sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt hat. Schon meine Schwester hat die Marly und ihre Familie einige Male besucht und jetzt war ich an der Reihe. Es ist unglaublich, wie herzlich die Menschen im Nordosten sind. Tatsächlich alle! Marly sagte mir, dass auch wenn sie nicht allzu viel besitzen, sie alles mit Liebe machen, und das kann ich voll und ganz bestätigen. Wir wurden überall auf den Motorrädern mit hingenommen, haben so viele Leute getroffen, und den Lebensstil des Nordostens kennenlernen dürfen. Die Marly und ihre Familie sind tatsächlich zu einer Familie für mich geworden, schon in der kurzen Zeit. 

Sao Luis - Maranhao

Unser Plan war, nachdem wir jetzt das richtige Leben im Nordosten kennengelernt haben, ein wenig Strandurlaub zu machen. Parallel hatte ich auch vor, den Bruder Johannes, der aus meinem Dorf kommt und seit circa 1995 in Brasilien lebt, zu besuchen.

 

Sao Luis ist eine Halbinsel ganz im Norden von Maranhao und nur ein paar Stunden von Bacabal entfernt, wo der Bruder Johannes wohnt - also ein idealer Ort für unsere Vorhaben! Dort gibt es ein Kloster der Franziskanerinnen, bei denen wir netterweise unterkommen konnten. Sao Luis hat eine sehr schöne Altstadt im Kolonialstil und ein paar sehr schöne Strände. Wir haben dort ein paar schöne Tage verbracht, bevor es zu unserem letzten Stopp ging.

Manaus - Amazonas

Eigentlich stimmt es nicht, dass wir in Manaus waren. Also gut ja, am Flughafen, aber unser eigentliches Ziel war der Dschungel. Wir haben 5 Tage lang mitten im Regenwald am Amazonas gelebt! Schon der Hinweg war abenteuerreich: Erst mit dem Auto zum Hafen, weiter mit dem Motorboot zu einem anderen Hafen, wo uns ein Bulli abgeholt hat, mit dem wir dann weiter quer durch den Regenwald gecruist sind, und danach wieder in ein Boot, dieses Mal aber aus Holz gefertigt mit einem Handmotor. Wow. Geschlafen haben wir in dem Haus, besser Hütte, der Familie unseres Guides in Hängematten. Ich kann die ganzen Tage gar nicht im Detail beschreiben, das würde deutlich den Rahmen sprengen. Ich denke, dass die Bilder unter diesem Post meine Erlebnisse grob zusammenfassen.

Es war alles einfach so unglaublich beeindruckend - Auch wenn ich manchmal tatsächlich Angst um mein Leben hatte: Schwimmen mitten im Amazonas, während ein Gewitter direkt über uns wütet und prinzipiell die Möglichkeit besteht, dass ein 8 Meter langes Krokodil unter dir lauert, oder nachts im Regenwald Geschichten über das Jagdverhalten von Anakondas, Jaguars und Krokodile hören.

Man kennt den Regenwald schon seit der Kindheit, man kann sich grob etwas darunter vorstellen. Aber wirklich in dem Regenwald zu sein ist so unglaublich unwirklich! 

Impressionen

Unser Urlaub hätte nicht kontrast- und facettenreicher sein können. Jeder Stopp hatte etwas für sich und ich bin unglaublich froh darüber die Möglichkeit gehabt zu haben das Land kennenzulernen. Wenn du, lieber Leser, vielleicht darüber nachdenkst ebenfalls für einige Zeit ins Ausland zu gehen, dann mach es. Jeder sagte mir, dass es Erfahrungen sein werden, die mir keiner mehr nehmen kann, und so ist es auch. Der erste Schritt mag schwer sein, und der zweite vielleicht auch, aber wenn man nach den ersten Schritten sein Geh-tempo gefunden hat, dann kann es nur unvergesslich werden.

Der kleine Prinz

'Dieses Lächeln machte mich frei. Es war ein ebenso endgültiges, in seinen Folgen selbstverständliches und nicht mehr umkehrbares Ereignis wie die Erscheinung der Sonne. Es öffnete den Zutritt zu etwas Neuem. Nichts hatte sich geändert, alles war verwandelt'

- Brief an einen Ausgelieferten

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Kommentare: 1
  • #1

    Elmar Thiele (Dienstag, 31 Januar 2017 17:23)

    Hi Pauline ,
    viele Grüße aus dem kalten Deutschland senden dir alle Thielen von der Savignystr. in Bad Lippspringe


Der kleine Prinz

'Am Ende geht einer doch immer dahin,

wohin es ihn zieht'

 - Flug nach Arraz