Über meine Abschiedsvorbereitungen

Ich kann es kaum glauben - meine Zeit in Brasilien ist schon wieder fast vorbei.

Ich sitze grade im Bus nach Hause, nach Leme. Ja, ich habe in der Zeit gelernt Leme mein Zuhause zu nennen.

Vielleicht denkst du dir, lieber Leser: ‚Wie, Pauline war schon wieder reisen?!‘ Aber nein, das stimmt nicht ganz. Ich komme zwar grade aus Argentinien, aber von einem Seminar. Für die anderen Freiwilligen, die aus Argentinien, Paraguay, Peru und Brasilien kamen, stellte dieses Seminar ein Zwischenseminar dar, für mich aber eher ein End- bzw. Reflektionsseminar.

 

Mir tat es sehr gut aus dem stressigen Alltag, der in der letzten Zeit in Leme sehr extrem war, für eine Woche herauszukommen.

Nur zur kurzen Erläuterung: Im Recanto, im Altenheim, fanden in den letzten Wochen sehr starke Veränderungen statt. Diese Veränderungen sind zur Besserung und  sollen zu erleichterten Arbeitsabläufen führen, jedoch kannst du, lieber Leser, wahrscheinlich aus deinen eigenen Erfahrungen sagen, dass Veränderungen nicht immer leicht sind. Ich habe also sehr viel gearbeitet und versucht überall zu helfen, wo ich konnte. Die Angestellten und wir sind alle diese Welle der Veränderung mit geschwommen, was uns tatsächlich noch näher gebracht hat. Das hat zum Ende hin echt sehr gut getan! Und mit der Zeit sieht man schon, dass die Veränderung Früchte bringt.

 

Am dritten Februar standen dann meine letzten beiden Etappen meines Aufenthalts in Brasilien an:

  1. Das Zwischenseminar in Eldorado
  2. und anschließend die Abschiedswoche.

An diesem Tag, dem dritten Februar, herrschte in meinem Kopf noch ein riesiges Chaos. So viele Fragen schossen wie Maschinengewehrfeuer durch meinen Kopf:

 

Bist du schon bereit zu gehen?

Warum habe ich so ein mulmiges Gefühl, wenn ich an die Heimkehr denke?

Wird wieder ein Kulturschock auf mich warten?

Wie stark hast du dich verändert?

Inwiefern wirkt sich deine Veränderung auf dein altes Leben in Deutschland aus?

Wie kannst du dein neues Brasilien-Ich mit dem alten Deutschland-Ich vereinen

Wie kannst du dein neues Brasilien-Leben mit dem alten Deutschland-Leben vereinen?

Ist das überhaupt möglich?

Wird das Wiederkommen schwer?

Wie um Himmelswillen sollte ich eine Antwort auf all die Fragen finden?

Jetzt scheint die Antwort für mich ganz einfach: Fahre zu einem Seminar, triff Menschen, die Ähnliches erleben wie du, dich verstehen, dir zuhören, dir Rat geben können, dich bestärken und dir Sicherheit in dein Herz legen.

 

Es ist immer wieder überraschend, wie viel Gespräche bringen können. Es war so besonders an diesem Seminar, dass alle Gespräche so unglaublich intensiv und voller guter Absichten waren, wenn es um die Sorgen der Personen ging,

Was als Ausgleich natürlich auch nicht fehlen durfte, waren Diskussionen über weniger persönliche Themen. Mehr weltliche Themen. Die, naja, aber auch trotzdem sehr persönlich sein konnten. Zumindest konnte ich für mich und meinen weiteren Weg viel aus diesen Diskussionen ziehen. Es tut gut immer wieder neuen, besonderen Input von verschiedenen, doch eigentlich noch fremden Menschen zu bekommen, die durch ihre Individualität interessante Ansichten vertreten. Viel davon konnte ich für mich in mein Weltbild und mein Handeln in der Zukunft einbauen.

Neben diesen Gedankenanregungen habe ich mich besonders über Tipps der anderen Freiwilligen und der Seminarleiter, die idealerweise ebenfalls ehemalige Freiwillige waren, gefreut. Mit den ganzen Tipps zusammen habe ich es hinbekommen mir mehr oder weniger so etwas wie eine Strategie für die kommende Zeit zu überlegen, und besonders für meine Rückkehr nach Deutschland.

Ja, dann folgte heute der Abschied von diesen wunderbaren Menschen, die mir schon in dieser kurzen aber so intensiven Zeit wichtig geworden sind. Wenn ihr diesen Eintrag lesen solltet, liebe Eldorado-Freunde - Ich hab euch lieb :) 

Das war quasi der Anfang des großen Verabschiedens.

 

Lieber Leser, ich sitze im Bus nach Hause, nach Leme. Aber schon bald sitze ich tatsächlich schon im Flugzeug nach Hause, nach Remblinghausen.

- Ja gut ich weiß - das Flugzeug landet nicht in Remblinghausen, aber es hörte sich doch ausdrucksstärker an :)

Es ist mir jetzt in dem Seminar bewusster geworden, dass das Flugzeug quasi schon bereitsteht.

Ich habe bewusst nicht mit Brasilien Schluss gemacht - wir führen diese so liebevolle Beziehung in Zukunft weiter. Wir, Brasilien und ich, haben uns für eine Fernbeziehung entschlossen, bei der ich sicher bin, dass sie ewig halten wird.

Ich kann mich jetzt richtig auf Deutschland freuen und das mulmige Gefühl schwindet immer mehr. Ich denke gänzlich weggehen wird es erst, wenn ich tatsächlich in Deutschland bin und meinen neuen Weg weitergehen werde.

 

Ich weiß, dass der Blogartikel wenig informativen Inhalt habt. Ich wollte dich doch, lieber Leser, wo du mich doch jetzt schon eine so lange Zeit begleitest, über meine aktuelle Lage und über meine Gefühlswelt auf dem Laufenden halten.

 

Ich freu mich auf euch alle, ihr Lieben!

 

 

Der kleine Prinz

'Freundschaft ist (...) der große Austausch des Geistes, der sich über alle Kleinigkeiten des Alltags hinwegsetzt.'

 

- Die Stadt in der Wüste

Kommentare: 1
  • #1

    Kilian (Montag, 13 Februar 2017 21:42)

    Hallo Pauline!
    Ich freue mich auch schon wenn Du wieder in der Heimat in Remblinghausen bist.
    Vielleich berichtest Du ja dann mal in einem Vortrag über das Halbe Jahr in Brasilien.
    Gruß Kilian


Der kleine Prinz

'Am Ende geht einer doch immer dahin,

wohin es ihn zieht'

 - Flug nach Arraz