Ach übrigens - Ich bin wieder da!

Ich bins!

Hallo lieber Leser! Du hast bestimmt nicht damit gerechnet noch ein weiteres Mal von mir in dieser Weise über den Blog zu hören. Ich hatte bald auch schon nicht mehr damit gerechnet. Aber ich habe festgestellt, dass mein Dasein als Bloggerin noch nicht abgeschlossen ist.

 

Mein letzter Artikel war über die Abschiedsvorbereitungen in Brasilien. Jetzt, circa drei Monate nach meiner Ankunft in Deutschland, stellt sich mir die Frage: Bin ich wirklich angekommen?

 

Lieber Leser, ich glaube, dass ich dir eine Erklärung schulde, warum ich so plötzlich mit meiner doch eigentlich fast wöchentlichen Bloggerei aufgehört habe. Ich könnte schreiben: Ich hatte keine Zeit mehr, ich hatte keine Lust mehr, ich habs aus den Augen verloren. Aber nein, es ist nicht ganz so simpel. Und der Fakt, dass es nicht so einfach ist zu erklären, ist auch das Thema meines Artikels: Das wieder Ankommen zu Hause.

 

‚Endlich bist du wieder da!‘

‚Ich hab deine Ankunft so herbeigesehnt!‘

Jetzt, wo ich wieder da bin, soll alles so wie vorher sein - die Erwartung von Menschen aus meinem Umfeld. Nach einigen Tagen Gesprächsthema ist es für Familie und Freunde eigentlich schon wieder normal, dass ich da bin. Bei mir hat es etwas länger gedauert, bis ich genauso empfinden konnte.

Ungewohnt gewohnt, habe ich öfters gedacht, als ich zu Hause war, in meinem doch eigentlich so gewohnten Umfeld. Schon nach einigen Tagen wurde ich gefragt, ob ich schon wieder gut angekommen sei, vom Kopf her. Ne. Und das hat auch noch lange gedauert. Ehrlich gesagt würde ich erst jetzt, drei Monate nach meiner Ankunft sagen, dass ich wieder angekommen bin. Ich, Pauli, die mittlerweile ein etwas anderer Mensch geworden war, musste mich, wieder in dem mittlerweile etwas fremden Deutschland, einleben.

 

Hier ein paar Beispiele, die es mir schwer gemacht haben, mein Heimatland und mich wieder zu vereinen:

Das akribische Sauberkeitsverhalten

Oh mein Gott, es ist alles so unglaublich sauber hier! Und bei jedem kleinen Staubkorn, das auf den Fliesen oder sonst wo landet, wird direkt eine Putz-Razzia gestartet. Und die Häuser sind so schön gestaltet und ausgestattet. Was macht ihr euch für Sorgen? Es wirkt so, als wenn man jeden Moment den Papst erwarten würde. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass der nicht einfach so mal in einem deutschen Haushalt ohne Vorankündigung reinplatzen wird.

Wo wir bei dem Thema Besuch sind: Warum macht man sich einen solchen Stress, wenn Freunde oder die Familie zu Besuch kommt? Drei Kuchen, sechs Sorten Tee, Kaffee, Schokolade, noch einen Espresso, ein aufwendiges Abendessen, das auf dem Tisch neben den noch schnell gekauften Blumen serviert wird, die farblich zu dem Bild gegenüber der Tür passen, welches extra noch abgestaubt wurde. Sollte die Freude über den Besuch nicht im Vordergrund stehen? Echte Freunde urteilen doch nicht über dich, wenn die Schuhe im Eingang nicht akkurat nebeneinandergereiht stehen.

Wir mögen es, das Leben in Recht und Ordnung. Aber jeder hat es mal gemacht: Die peniblen Grenzen überschreiten oder diese sogar zu sprengen. Und jeder weiß, dass es Spaß gemacht hat.

 

Liebe Deutsche,  bringt ein wenig mehr Spontanität und sympathisches Chaos in euer Leben!

Die konsumorientierte Gesellschaft

Das nicht-genug-bekommen. Wir konsumieren, kaufen, konsumieren, kaufen etc. Ich habe oft das Gefühl, dass durch diesen ungemein hohen Konsum die Freude vergessen wird. Die Freude, das Leuchten in den Augen, wenn man sich von dem hart verdienten Geld etwas Besonderes kauft. Es macht einen doch glücklicher, ein neues Kleid in den Schrank zu hängen, oder Schuhe in das Regal zu stellen, wenn der Schrank oder das Regal nicht schon überfüllt sind, oder? Man gönnt sich so oft etwas, dass der Reiz des Außergewöhnlichen verloren geht.

Das Geld von drei Hilfigerhosen kann man doch auch super für eine Spritztour mit den Freunden ans Meer gebrauchen!

Außerdem glaube ich, dass man zu wenig darüber nachdenkt, was es heißt zu kaufen. Produkte hergestellt von Menschen, die für ihre harte Arbeit nicht in dem geringsten fair bezahlt und erst recht nicht entsprechend wertgeschätzt werden, wie sie es eigentlich verdient hätten.

Warum nicht fair trade kaufen?

Die Erde wird ausgeraubt, bei beispielsweise der Herstellung von Handys und anderen technischen Geräten.

Warum sollte das nächste Handy nicht ein Fairphone sein?

So viele Menschen erkranken und sterben sogar aufgrund der Feinstaubbelastung.

Warum sich nicht einfach mal in den Bus oder in die Bahn setzen und das Diesel-Auto zu Hause stehen lassen? Vielleicht wird das nächste Auto ein Elektroauto, wenn das System weiter ausgebaut wird?

Massentierhaltung, Massenschlachtung, Massenkonsum. Dabei ist Fleisch in Massen nicht einmal gesund. 1.99€ für ein Steak?

Warum nicht Bio kaufen, oder ganz darauf verzichten?

 

Ich meine nicht, dass man sich zwanghaft jede Minute damit auseinandersetzen muss, was der Welt nun schadet oder eben nicht, aber hin und wieder ist es doch ein Gedanke wert, oder nicht? Es gibt Möglichkeiten, warum sie nicht nutzen? 

Das Nichtwertschätzen der eigenen Privilegien und Standards

Schon wieder kein Geld diesen Monat um die Michael Kors Tasche zu kaufen?

Hat dein Audi dir mal wieder zu wenig PS?

Wartest du schon wieder zu lange auf dein Zalandopaket?

Geht dir dein Vater/Bruder/Mutter/Schwester auf die Nerven?

Ist dir dein Tablet zu langsam?

Hast du deinem Iphone eine Spiderapp zugelegt?

Ist dir dein Bett zu klein?

Hat dein Partner dir wieder zu spät bei Whats App zurückgeschrieben?

Die individualistische Gesellschaft

Unsere Gesellschaft, das sagen auch Experten, wird immer individualistischer. Man lebt nach dem Motto: Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht. Natürlich liegt es in der Natur des Menschen, dass man selbst möglichst gut und zufrieden leben möchte. Wir sind die Person, mit der wir unser ganzes Leben auskommen müssen, also sollten wir uns selbst mögen und somit auch unser Leben. Immerhin hat man nur ein Leben, das ausgemalt werden möchte.

Aber ich denke, dass wenn man egoistisch ist, oder auf die Meinung anderer scheißt und einem egal ist, wie man auf andere wirkt, wenn man skrupellos vorgeht um an sein Ziel zu kommen, die Menschen am Wegesrand des Lebens nicht beachtet und nicht stehen bleibt um zu kommunizieren und den Moment zu genießen, der bei der Begegnung mit anderen Menschen so wunderbar ist, nur an seinen Profit zu denken und das Leben nicht lebt, sondern wirtschaftet, dann ist das Lebensbild, das wir doch alle malen, nicht bunt, fröhlich und sympathisch, sondern einfarbig und trist.

Ich bin eindeutig keine Expertin, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine glückliche Gesellschaft aussieht. Anonymität und Ignoranz macht doch keinen Spaß. Augen auf für die nächste nette Begegnung mit einem Fremden!

Viele, die diesen Artikel lesen werden, sind wahrscheinlich nicht gläubig. Aber ist das Gebot der Nächstenliebe denn so abwegig? Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Wenn jeder, oder zumindest der Großteil der Menschen auf der Welt so denken würde, gäbe es doch eine ganz sympathische Gesellschaft, oder nicht?

 

Es gibt keine perfekte Gesellschaft, aber man selber kann sie mitgestalten und für sich die Vorsätze treffen, die die Welt ein wenig bunter, fröhlicher und sympathischer gestalten können.

Ich möchte hiermit keine Moralpredigt halten. Von mir aus darf und muss jeder sein Leben so leben, wie es ihm am besten gefällt. Diese Fragen und Themen haben mich nur seit meiner Rückkehr beschäftigt. 

 

Lieber Leser, mir geht noch so Vieles durch den Kopf zu dem Thema ‚Heimkommen‘. Ich habe in diesem Artikel bisher nur die Dinge erwähnt, die es schwierig gemacht haben, anzukommen. Die schönen Dinge, wie das wieder Zusammensein mit der Familie und den Freunden und die Freude daran, die Welt nun mit ein wenig anderen Augen sehen zu dürfen und zu können. Das Privileg zu besitzen sich in mehr als nur einer Kultur richtig auszukennen. Das Gefühl zu haben, dass das Leben jetzt erst richtig starten kann. Ich habe mich besser kennengelernt, auch wenn sich das sehr klischeehaft anhört. Ich bin dankbar und froh über jede Erfahrung, die ich machen durfte. Egal, ob sie schwierig und traurig, oder fröhlich und erlebnisreich war -  aus beidem habe so viel gelernt.

 

Danke, lieber Leser, für dein Interesse!

Der Kleine Prinz - dieses Mal nicht

'Ein kleiner Junge lief nach einem heftigen Sturm, bei dem tausende Seesterne angespült wurden, am Strand entlang, nahm behutsam Seestern für Seestern in die Hand und warf sie zurück ins Meer. 

Da kam ein Mann vorbei. Er ging zu dem Jungen und sagte: 'Du dummer Junge! Was du da machst ist vollkommen sinnlos. Siehst du nicht, dass der ganze Strand voll von Seesternen ist? Die kannst du nie alle zurück ins Meer werfen! Was du da tust, ändert nicht das Geringste.'

Der Junge schaute den Mann an. Dann ging er zu dem nächsten Seestern, hob ihn behutsam vom Boden auf und warf ihn ins Meer. Dann sagte er: 'Für ihn wird es etwas ändern.'

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Kommentare: 1
  • #1

    Charlotte (Donnerstag, 01 Juni 2017 17:22)

    Ganz wunderbar, Pauli!
    Ich vermisse dich.
    Lass uns bald wieder zusammen die Welt ein kleines bisschen anders sehen. :*


Der kleine Prinz

'Am Ende geht einer doch immer dahin,

wohin es ihn zieht'

 - Flug nach Arraz